Auch so erschöpft vom Job? Ungelebte Motive sind oftmals die wahren Gründe für Burn-out

Stress entsteht, wenn ich auf Dauer
anders handeln muss, als ich will

Wer erkennt, was sie oder ihn wirklich antreibt und was Kraft raubt,
hat damit den Schlüssel in der Hand, um sich vor Burn-out zu schützen.
Meine Motiv-Beratung hilft dabei.



Stellen Sie sich vor, Sie wären ein Ball und steckten in einer eckigen Kiste, die ein wenig zu klein für Sie ist. Weil Sie aus einem weichen Material sind, passen Sie zwar hinein, aber nur, weil Sie Ihre runde Form der eckigen Verpackung angepasst haben. Das Ballartige an Ihnen kann sich nicht ausdehnen, sein Bedürfnis, es zu tun, bleibt aber. Kaum wäre die Box weg, würden Sie in alter Form als Ball herumhüpfen. In der Physik nennt man diese Eigenschaft Elastizität. In der Psychologie geht es darum, die Elastizitätsfähigkeit des Menschen zu erkennen und auch darum, was passiert, wenn er sie überstrapaziert. 

Im Coaching mache ich diese Erkenntnisse der Psychologie für den Alltag nutzbar. Die meisten Menschen suchen Unterstützung bei mir, wenn sie das Gefühl haben, ihre bisherige Form nicht länger halten zu können. Ihre eigentliche Form, in der sie sich deutlich wohler fühlen würden, kennen dabei die wenigsten. Mit Fragen und Gedankenspielen kitzele ich diesen Wesenskern im Coaching heraus.

Womit könnten Sie Stunden verbringen, ohne zu ermüden? Was strengt Sie mehr an: nichts tun zu dürfen oder zu viel zu tun zu haben? Wie würden Sie Ihr Leben weiterleben, wenn Sie kein Geld mehr verdienen müssten? Und auch: Was müsste passieren, damit es Ihnen ganz schnell noch schlechter geht?

In den Antworten zeigt sich, was die Persönlichkeit, die mir gegenüber sitzt, motiviert und was sie erschöpft. Und das ist höchst individuell. Genauso individuell ist das Burn-out. Längst nicht jede*r brennt wegen zuviel Arbeit aus.

Nicht selten kommt jemand zu mir ins Coaching und glaubt, sie oder er müsse nur lernen, sein Zeitmanagement zu verbessern, damit es ihr oder ihm wieder besser geht. Und erkennt dann: Der hohe Arbeitsanfall ist gar nicht mein Problem, sondern mein Boss, der mir immer reinredet und mich kontrolliert. Oder der fehlende Status. Oder die fehlende Sinnhaftigkeit meiner Tätigkeit.

Erst, wenn klar ist, warum man sich seit Längerem müde und kraftlos fühlt, ist klar, wie der Weg heraus aussehen könnte. Bei einem motiv- und wertebasierten Coaching kann es deshalb keine allgemeingültigen Anti-Burn-out-Strategien geben.

Längst nicht jeder brennt wegen zuviel Arbeit aus.
— Andrea Huss

Ein Burn-out-gefährdeter Mensch ist immer ein de-motivierter. Also einer, der seine individuellen Grundmotive nicht leben kann. Nach der Motivstruktur-Analyse MSA machen 18 Grundmotive den Kern unserer Persönlichkeit aus. Die MSA beruht auf der Motivationsforschung der letzten 20 Jahre und wird vor allem in der Führungskräfte- und Persönlichkeitsentwicklung sowie im Coaching eingesetzt.

Unsere Motive sind größtenteils angeboren, sie bestimmen wesentlich, wie wir uns fühlen, denken und handeln. Das Entscheidende: Zwar herrschen weltweit in jedem Menschen die gleichen Motive, aber sie sind individuell sehr unterschiedlich ausgeprägt. Unsere ganz persönliche Motivstruktur ist deshalb so einzigartig wie unser Fingerabdruck: Sie gibt vor, wie wir idealerweise leben wollen – und sollten.

Die 18 Motive sind Wissen, Prinzipientreue, Macht, Ordnung, Anerkennung, Fürsorge, Risiko, Freiheit, Status, Beziehung, Familie, Wettkampf, Idealismus, Spiritualität, Essen, materielle Sicherheit, Sinnlichkeit und körperliche Aktivität. Jedes Motiv hat zwei gegenläufige Antriebe. Nehmen wir zum Beispiel Macht: Jemand mit stark ausgeprägtem „Häuptlings“- Antrieb zu führen hat immer auch einen weniger ausgeprägten Anteil in sich, der geführt werden will. Erst in dieser dynamischen Komplementarität wird ein Motiv komplett.

Je extremer ein Motivantrieb ist, desto stärker wird er für andere als Charakter wahrnehmbar. Jemand mit einem Wissensmotiv in intellektueller Ausprägung und niedrigem Ordnungsmotiv wird sich beispielsweise in einer Situation wohlfühlen, in der sie oder er den Dingen neugierig auf den Grund gehen kann. Dass diese Person dabei in Papierbergen versinkt, stört sie kein bisschen, eher fühlt sie sich von dem kreativen Chaos angeregt.

Jemand mit einem niedrigen Antrieb, Wissen anzusammeln, fühlt sich wiederum in seinem Element, wenn er handeln kann, ohne Dinge groß zu hinterfragen. Ist sein Motiv Ordnung dazu hoch ausgeprägt, wird er dabei am liebsten planvoll und strukturiert vorgehen.

Wie diese Motive zum Burn-out führen können, zeigt sich, wenn man den einen Motivtypus zum Vorgesetzen des anderen macht: Der/die ordnungsliebende Pragmatiker*in hätte als Chef*in wenig Verständnis dafür, dass sich der oder die Wissbegierige erst tief in die Materie hineindenken will, bevor sie oder er handelt. Und würde sie oder ihn wegen der Unordnung auf dem Schreibtisch ohnehin für wenig kompetent halten.

Um als erfolgreich zu gelten, muss sich ein wissbegieriger Mensch also entsprechend verbiegen: Er gibt sich pragmatischer und sortierter als er ist. Das wird dann zum Problem, wenn er seine Grundmotive auch jenseits des Jobs nicht ausagieren kann. Dann lebt er gewissermaßen an sich vorbei.

Burnout, weil wir einem Idealselbst entsprechen wollen

Obwohl psychologisch betrachtet keine Motivausprägung schlechter ist als die andere, flutscht man mit einigen leichter durchs Leben. Denn die auf Leistung ausgerichtete Gesellschaft bietet eher Entfaltungsmöglichkeiten für jene mit einem hohen Status- und Machtmotiv als etwa für jene mit einem starken Idealismus- und Familienmotiv.

Was die Sache noch komplizierter macht: Unsere impliziten Motive werden häufig überdeckt von motivierenden Selbstbildern. In diese Vorstellung von uns selbst – unserem Ideal-Selbst – fließen vor allem die frühen elterlichen Zuschreibungen ein wie „Du wirst sicher mal eine große Künstlerin“ oder „Du hast den Biss, ganz nach oben zu kommen.“ So kann es passieren, dass man eine Karriere anstrebt, die wie fürs Ideal-Selbst gemacht ist, aber mit dem unbewussten, kaum oder nicht reflektierten Real-Selbst wenig zu tun hat.

Das kann sehr lange gut gehen, denn immerhin trägt einen die Unterstützung all jener mit, deren Erwartungen man damit erfüllt. Doch irgendwann stellt sich das Gefühl innerer Leere ein, denn das, was man da seit Jahren so eifrig betreibt, nährt nicht die eigenen Motive – und diesen knurrt mittlerweile mächtig der Magen, sie haben Hunger auf Situationen, in denen sie sich breit machen dürfen.

Es ist oft ziemlich mutig, diesem Hunger dann tatsächlich zu folgen und ihn nicht zu unterdrücken (Folgen können etwa ein Jobwechsel oder der Bruch mit einem Geschäftspartner sein). Aber seinen ureigensten Antrieben und Motivationen zu folgen, ist auch die nachhaltigste Art, einem drohenden Burn-out zu begegnen.


Motive, die im Zusammenhang mit einem drohenden Erschöpfungssyndrom
häufig eine Rolle spielen:

Das Motiv Anerkennung

Mangelnde Anerkennung für die eigenen Leistungen sind häufig ein Mitauslöser für Burn-out. Wenn andere sich nicht dafür interessieren, was man tut und es entsprechend honorieren, vermindert das bei den meisten Menschen die Antriebskraft. Besonders gefährdet, darüber auszubrennen, sind jene, die ein hohes Anerkennungsmotiv haben und dafür sehr viel Zeit in ihre Arbeit stecken. Für sie ist das Feedback der anderen gewissermaßen der Treibstoff. Ein gutes Gehalt und eine gute Position stellen langfristig keinen Ausgleich dar, wenn Sie sich in ihrem Tun nicht wahrgenommen fühlen und ihr Einsatz nicht als wertvoll begriffen wird. Besonders in Unternehmen, die ihren Mitarbeiter*innen vermitteln, „Sie können froh sein, dass Sie hier arbeiten dürfen“, und die darauf vertrauen, dass man Motivation mit entsprechender Entlohnung kaufen kann, ist die Frustrationsquote hoch.

Das Motiv Wissen

Als wissbegieriger Mensch in einem Umfeld zu arbeiten, wo es heißt „Mach einfach, frag nicht viel“, kann auf Dauer sehr demotivierend sein. Besonders Menschen mit einer hohen Motivtendenz Richtung „intellektuell“ fehlt dabei die geistige Herausforderung. Wer dies auch in seiner Freizeit nicht kompensieren kann, sondern im Gefühl lebt, immer nur nach Schema F funktionieren zu müssen, hat damit gewissermaßen eine Grundlage fürs Ausbrennen gelegt – selbst wenn man sich über zuviel Arbeit oder Stress im üblichen Sinne nicht beklagen kann. 

Das Motiv Macht

Ja, es gibt auch Workaholics, die glücklich sind und nicht ausbrennen. Denn etwas leisten und gestalten zu können, motiviert sie von innen heraus. Probleme bekommen sie erst dann, wenn durch bestimmte Umstände verhindert wird, dass sie ihre Wirkmacht erleben. Wer entscheiden will und es nicht darf, wer gestalten möchte, aber keinen Raum dafür bekommt, entwickelt ein Gefühl von Ohnmacht. „Nichts zu tun erschöpft mich“, sagte zum Beispiel Picasso, „wenn ich arbeite, entspanne ich mich.“ Genauso wird ein Mensch unglücklich, der auf Dauer mehr Verantwortung trägt und mehr Mitarbeiter*innen führt, als sein Machtmotiv will. Muss er dann nach Feierabend zu Hause noch große Entscheidungen treffen, fühlt er sich überstrapaziert und träumt davon, dass ihm endlich einer die Last von den Schultern nimmt. Mit einem kleineren Team und in einer flacheren Hierarchie, in der es nicht als führungsschwach gilt, sich mit den Kolleg*innen zu beraten,  würde es ihm viel besser gehen.

Das Motiv Status

Wer ein hohes Statusmotiv hat und dann degradiert wird, zu wichtigen Terminen nicht mehr eingeladen wird oder nicht mehr die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit genießt, leidet weit mehr darunter als jemand, für den Titel keinerlei Bedeutung haben. Nicht wenige Menschen, die in ihrem Job eigentlich kreuzunglücklich sind, kündigen nur deshalb nicht, weil sie ihr Statusmotiv hält. Das gute Bild, das sie nach außen vermitteln, ist ihnen wichtiger als das schlechte Gefühl, das sie innen haben. Doch auf lange Sicht rächt sich das.

Das Motiv Wettkampf

Für einen Menschen mit einem geringen Wettkampfmotiv ist eine „Survival of the fittest“-Umgebung Gift. Er muss gegen andere antreten, mit denen er viel lieber harmonisch zusammenarbeiten würde. Während sein Gegenüber mit hohem Wettkampfmotiv sich ständig an ihm messen will, spürt er permanent den Druck, sich beweisen zu müssen und hat nie das Gefühl, einfach mal er selbst sein zu können. Andersrum reagiert jemand, der nach der Maxime „Konkurrenz belebt das Geschäft“ lebt, vermutlich mit Frust, wenn er seinen Kampftrieb in einer auf Egalität ausgerichteten Firmenkultur nicht ausagieren darf.

Das Motiv Prinzipientreue

Bestimmte Werte sind für Sie unverhandelbar? Ihr Gewissen schaut Sie im Spiegel strafend an, wenn Sie an etwas beteiligt sind, was nicht Ihrem Sinn für Fairness entspricht? Dann haben Sie eine starke Kraft in sich, die das Leben für Sie aber auch schnell unbequem machen kann. In einem Umfeld, das Ihre Werte nicht teilt, stehen Sie womöglich als Moralapostel oder Bedenkenträger*in da. In dieser Rolle fühlen Sie sich zwar nicht wohl, aber dafür Ihre Werte verlassen? Niemals! Diese Haltung ist auf Dauer stressig und kann entsprechend in Form von wütender Erschöpfung aufs Gemüt schlagen, nicht ohne Grund gibt es das Wort „moralinsauer“.

Die Motive Ordnung und Risiko

Wer von seiner Motivlage her viel Sicherheit, Perfektion (Motiv Ordnung) und wenig unwägbare Herausforderungen (Motiv Risiko) braucht, hat es in der aktuellen Arbeitswelt besonders schwer. Ständig neue Zielvorgaben und Umstrukturierungen machen so jemandem tendenziell Angst und bereiten schlaflose Nächte. Ein stabiles soziales Umfeld kann jedoch häufig davor schützen, sich von solchen anstrengenden Arbeitssituationen kleinkriegen zu lassen.

Du fühlst dich schon länger erschöpft und lustlos?
Ergründe im Coaching mit mir, welche deiner Motive nach mehr Aufmerksamkeit schreien


 

Andrea Huss